Chronik
Pioniergeist und Idealismus.
Als vor mehr als 60 Jahren, am 1. September 1951, 36 flugbegeisterte Enthusiasten den Aero-Club gründeten, hatten sie vor allem ein Ziel vor Augen: Endlich wieder Fliegen. Erst wenige Wochen zuvor hatte die französische Besatzungsmacht das Flugverbot aufgehoben. So waren erstmals seit Jahren wieder die Voraussetzungen gegeben, Flugsport zu betreiben.
Doch gleich zu Beginn kamen viele Fragen auf: Womit sollte man fliegen? Wo könnte man ein geeignetes Fluggelände finden? Wer sollte das alles bezahlen? Die Probleme schienen unlösbar zu sein für den jungen Verein. Deshalb beschloss man, erst einmal mit dem Bau von Flugzeugmodellen zu beginnen. Als eine größere Werkstatt gefunden war und die Mitglieder mit den Grundlagen des Flugzeugbaus vertraut waren, wurde der Plan für einen Schulgleiter besorgt. Endlich konnte mit dem Bau des ersten Segelflugzeuges für den Verein begonnen werden. So entstand in unzähligen Baustunden eine SG 38.
Ein Fluggelände zu finden war fast noch schwieriger, denn die geeigneten Wiesenflächen am Rhein waren in kleinste Parzellen eingeteilt und hatten mehrere Dutzend Besitzer. Dennoch: Die Begeisterung für das Fliegen war so groß, dass das schier Unmögliche gelang. Alle Grundstückseigentümer stimmten einer Nutzung durch den Aero-Club zu.
Mit Hilfe der Wormser Fliegerkameraden konnte nun der Flugbetrieb beginnen. Für die ersten Jahre genügten die Guntersblumer Mittelwiesen und das Gelände ,,Fischsee”. Danach wurde in Oppenheim ein neuer Flugplatz gefunden. Eine steinige Wiese, die in Eigenarbeit und mit Hilfe der Amerikaner, die in Dexheim stationiert waren, zu einem richtigen Flugplatz ausgebaut wurde. So konnte ab dem Frühjahr 1957 der Flugbetrieb in Oppenheim durchgeführt werden.
1961 wurde die Flugzeughalle gebaut und weitere Segelflugzeuge gekauft. Neben dem Segelflug konnte ab Mitte der 60er Jahre auch mit der Motorflugschulung begonnen werden. Und schon kurze Zeit später, als mit Hilfe der amerikanischen Pioniere die Start-und Landebahn nebeneinander gelegt werden konnten, erfolgte auch die Ernennung zum Sonderlandeplatz Oppenheim.
Die Förderung und Ausbildung der Jugend standen bereits seit den 70er Jahren im Mittelpunkt des Vereinsinteresses.
Eine Gefahr für den Verein war seit Jahren das Hochwasser. Durch die Überflutung des vorderen Rheindammes standen Flugplatz und Halle immer wieder unter Wasser. Schäden am Gebäude und die Einschränkung des Flugbetriebes waren die Folgen.
Zusätzlich gab es seit den 80er Jahren vermehrt Auflagen durch den modernen Luftverkehr, bedingt durch unsere Nähe zum Frankfurter Flughafen. Der Bau der Startbahn West bedeutete für den Segelflugplatz Oppenheim eine besondere Höhenbeschränkung, um nicht in die Flugbahnen der Passagierflugzeuge zu geraten. Durch die Neuordnung der Flugrouten des Frankfurter Flughafens ist dieses Thema heute noch sehr aktuell.
Große Anstrengungen wurden unternommen, um den Gedanken des Umweltschutzes auch in die Praxis umzusetzen. Alte Motorsegler aus den 60er Jahren wurden ausgemustert und durch moderne Flugzeuge mit umweltfreundlichem Antrieb ersetzt. Außerdem wird der Strom für den Vereinsbetrieb seit Ende des Jahres 2000 nicht mehr von einem Aggregat erzeugt. Ein Stromkabel wurde verlegt, um die Umwelt von Lärm und Abgasen zu entlasten. 2011 wurde die Flugzeughalle saniert. Unter anderem wurden dabei das alte Eternit-Dach entsorgt und gegen ein modernes Blechdach ersetzt. Mit seinem Umweltbeauftragten stellt sich der Aero-Club den Anforderungen der heutigen Zeit.
Die Balance zwischen den Vereinszielen, Förderung und Ausbildung der Jugend, Ausübung des Flugsportes, und den Ansprüchen eines modernen Umweltschutzes ist die große Aufgabe, der sich der Aero-Club Oppenheim-Guntersblum auch in der Zukunft stellen wird.