Sainte Croix du Verdon | Oder: die Leichtigkeit des Segelfliegens
Vor einiger Zeit wurde ich durch einen Bericht eines Fachmagazins auf einen kleinen unscheinbaren Flugplatz auf dem Plateau de Valensole direkt am Lac de Sainte Croix du Verdon aufmerksam.
Eingebettet in Lavendel-und Getreidefelder, direkt an der Abrisskante zum See gelegen, welchen man fussläufig in gut zwanzig Minuten erreichen kann.
Der unmittelbar angrenzende Campingplatz bietet die unterschiedlichsten Übernachtungsmöglichkeiten.
Vom Zelt, Wohnwagen, Mobil-Home bis hin zu Ferienwohnungen des benachbarten Gehöfts. Frühstücksservice inklusive: Baguette, Croissant, Pain de chocolat und vieles mehr!
Man trägt seine Wünsche in eine Liste ein und holt die Ware am nächsten Morgen an der Rezeption ab. Frisch, lecker und bezahlbar: Petit déjeuner!
Ein in wenigen Autominuten erreichbarer Supermarkt komplettiert die Organisation hinsichtlich der Verpflegung.
Der Flugplatz befindet sich auf einer Höhe von 655m und ist ein idealer Ausgangspunkt für Flüge ins Hochgebirge.
Er besteht seit 1991 und wird vom „Aéro Club Sainte Croix-du-Verdon“ betrieben, welcher seit 2017 unter deutscher Führung agiert.
Der Flugbetrieb findet auf einer 750m langen und ca. 50m breiten Graspiste mit der Ausrichtung 31/13 statt. Wenn es die Windverhältnisse zulassen wird in Richtung 31 gestartet.
Nach der abendlichen langen Landung Richtung 13 ist zur südwestlichen Seite herauszurollen, sodaß die Bahn immer frei bleibt.
Am Platz selbst gibt es weder Strom, noch Telefon oder Internet.
Das Selbstbriefing erfolgt am Campingplatz oder in der Unterkunft.
Auch gibt es weder einen Flugleiter noch ‚INFO‘.
Die Flieger sind im Allgemeinen sich selbst überlassen und regeln den Flugverkehr eigenverantwortlich.
Bezüglich Rollen, Starts und Landungen werden die Meldungen über Funk als Blindsendung abgesetzt, damit andere Piloten entsprechend informiert sind.
Die Anzahl der Flugzeuge ist überschaubar, es gibt kein Gedränge oder ein Einreihen in eine Startreihenfolge.
Wie eigentlich alles in Ste.Croix erfolgt dies ruhig und relaxt, die Segelflieger stimmen sich untereinander ab und klären, wann gestartet werden soll.
12-15 Maschinen sind wegen der begrenzten Abstellflächen das platzbedingte Maximum.
In den Boden eingelassene Stahlkabel stellen sicher, dass die Flugzeuge an den jeweiligen Stellplätzen festen Halt finden.
Aufgrund der überwiegend gemäßigten Wettersituation über dem Plateau kann man den Flieger meist aufgebaut stehenlassen.
Beispielsweise kommen Gewitter nicht häufig vor. Sie entwickeln sich in der Regel über dem hohen Relief, dringen manchmal zur Ebene vor und
bleiben dann aber oft am großen Stausee von Ste. Croix hängen.
Die erste Thermik steht in der Platzrunde, sodaß 300 – 400 Meter Schlepphöhe über Grund mehr als ausreichend sind.
Danach folgt der Flugweg entlang der Seekante Richtung Serre de Montdenier. dem Hausberg des ca. 10km entfernten Puimoisson mit dem
anschließenden Sprung auf die bekannten Routen des Pacour. Insbesondere der Flachlandflieger wird hier nicht direkt mit den hohen Massiven konfrontiert
und kann sich langsam an diese herantasten.
Wer lieber lokal fliegen möchte, findet ab mittags gute bis sehr gute Thermikbedingungen über dem Plateau de Valensole,
welches sich bis zum Asse- bzw. Durancetal erstreckt. Nach der Landung wird der Flug einfach in die Startliste im Chalet eingetragen.
Während meines Aufenthalts, Anfang bis Mitte September, habe ich mir den Platz mit lediglich drei anderen Segelflugpiloten geteilt,
da das Flugfeld hauptsächlich von Ende Juni bis August von den Piloten des Clubs, sowie von einigen privaten Motorseglerpiloten benutzt wird.
Auch zu dieser Jahreszeit ist das Wetter noch so gut, dass das Flugerlebnis maximal ausfallen kann.
Die Flugzeugdichte ist auf den bekannten Routen jedoch deutlich entspannter als in der Hochsaison Juli/August.
Fazit:
Wer die Segelfliegerei puristisch betreiben und auf das Wesentliche, dem naturgetriebenen, erlebnisorientierten Fliegen in einer traumhaften Landschaft reduzieren möchte,
für den wird Sainte Croix zum Geheimtipp. Und so viel sei schon einmal gesagt: Ich komme wieder!